Es gibt keine negative Vokabel, die unzutreffend wäre, um das Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Spanien zu beschreiben. Aber eigentlich reicht schon das Ergebnis: Die DFB-Elf ging in Sevilla mit 0:6 unter. Schnell wurden die Stimmen laut, die das Aus von Bundestrainer Jogi Löw fordern. Selbst der „kicker“ ging bemerkenswert weit in diese Richtung. Es müssten „jetzt die Weichen gestellt werden, klar und konsequent“, kommentierte mit Karlheinz Wild beispielsweise kein anderer als Chefreporter des Fachmagazins.

Es gab tatsächlich einen Krisengipfel

Realistisch nahmen aber wohl nur die wenigsten Beobachter an, dass die Pleite tatsächlich entsprechende personelle Konsequenzen haben würde. Dafür war der DFB in der Vergangenheit viel zu unwillig, Löw vor die Tür zu setzen. Beispielsweise wäre die Entlassung nach der WM 2018 eigentlich der richtige Schritt gewesen. So überrascht es doch, dass es immerhin einen Krisengipfel am Flughafen Sevillas mit Löw, DFB-Direktor Oliver Bierhoff sowie Verbandspräsident Fritz Keller gab. Auch die weiteren Mitglieder des Trainerstabs waren anwesend.

Hier war die Entscheidung jedoch einmütig und so, wie man sie erwarten durfte: Löw bleibt im Amt. Bierhoff und Keller bewerteten das 0:6 demnach als „einmaligen Blackout“ und nicht als „generelles Scheitern“. Auf den Hinweis zahlreicher Medien und Beobachter, dass die Mannschaft seit 2018 in schöner Regelmäßigkeit versagte, ging man augenscheinlich nicht ein.

Löw sitzt in der Falle

Ob sich der DFB einen Gefallen damit tut, Löw im Amt zu belassen, steht auf einem anderen Blatt. Wild legte in seinem Kommentar den Finger in eine Wunde, die zeigt, wie sehr der Bundestrainer in der Falle sitzt. Die deutsche Defensive hat nicht internationales Niveau – von den Torhütern einmal abgesehen. Löw kann nicht ohne kompletten Gesichts- und Autoritätsverlust Mats Hummels und/oder Jerome Boateng zurückholen. Die EM 2021 muss er deshalb mit Abwehrspielern bestreiten, von denen er weiß, dass sie eigentlich nicht das gewünschte Level haben. Und dies könnte (und dürfte) sich sportlich doch deutlich rächen.